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Die Kraft des Glaubens in Tat und Wahrheit - Zum Gedenken an Martin Luther King jr.

Die Kraft des Glaubens in Tat und Wahrheit

Zum Gedenken an Dr. Martin Luther King, am 5. April 1968 ermordert

 

Ein Text, der mich schon in meiner Jugend faszinierte und mir zeigte, was ein konsequenter biblisch verankerter Glaube bewirken kann, ist die Rede von Dr. Martin King. Sie bewirkte, dass die USA nicht im Bürgerkrieg völlig versank. Rassismus wurde als Sünde erkannt. Der Geist der Bergpredigt führte zu einem friedlichen Widerstand.

 

Die Kraft des Glaubens und damit auch eine gesellschaftliche Veränderung. Eigentlich müsste es selbstverständlich sein. Doch zu oft verband sich die Kirche mit der Macht und stützte so die herrschenden Zustände. Es gab zwar auch die Christen, die wie Franz von Assisi sich um die Armen kümmerten. Oder Elisabeth von Thüringen, die sich bis zur völligen Erschöpfung für die Kranken ihrer Zeit engagierte. Mutter Theresa, die in Kalkutta den Obdachlosen wenigstens ein Sterben in Würde ermöglichte. Oder Dietrich Bonhoeffer mit seinem Widerstand gegen das Nazi-Regime. Auch er bezahle wie Martin Luther King mit seinem Tod (kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er als prominenter Häftling noch ermordet). Er starb mit der Botschaft: «Das ist das Ende – für mich der Anfang.

 

Wikipedia schreibt darüber:

 

Dietrich Bonhoeffer wurde in der Morgendämmerung des 9. April 1945 zum Tod durch Hängen geführt. Die zur Hinrichtung Bestimmten mussten sich völlig entkleiden und nackt zum Galgen gehen. Der SS-Lagerarzt Hermann Fischer-Hüllstrung berichtete darüber 1955 schriftlich:

 

„Durch die halbgeöffnete Tür eines Zimmers im Barackenbau sah ich vor der Ablegung der Häftlingskleidung Pastor Bonhoeffer in innigem Gebet mit seinem Herrgott knieen. Die hingebungsvolle und erhörungsgewisse Art des Gebetes dieses außerordentlich sympathischen Mannes hat mich auf das Tiefste erschüttert. Auch an der Richtstätte selbst verrichtete er noch ein kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefaßt die Treppe zum Galgen. Der Tod erfolgte nach wenigen Sekunden. Ich habe in meiner fast 50jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehen.“

 

Was ein bekennender und in seinem Glauben konsequenter Christ auslösen kann, zeigt das Leben von William Wilberforce.

 

«Nachdem der Abgeordnete des britischen Parlamentes 1784 er auf einer Reise durch Kontinentaleuropa zum evangelikalen Protestantismus konvertierte und begann 1787 seine Mission zur Reform der Sitten („Proclamation Society“) und speziell zur Beendigung des Sklavenhandels, unterstützt von Abolitionisten wie Granville Sharp, Thomas Clarkson, Quäkern und Methodisten. In einer Parlamentssitzung im Jahre 1789 beantragte er gemeinsam mit seinem Studienfreund William Pitt, dem damaligen Premierminister, die Abschaffung des britischen Sklavenhandels. Von diesem Zeitpunkt an wiederholte er die Einbringung der Gesetzesvorlage in das Parlament jedes Jahr, außer in den Jahren 1800 bis 1803.

 

1807, nach 18 Jahren Kampagnen und Kampf gegen die Sklaverei, hatte Wilberforce schließlich Erfolg. Nach einer zehnstündigen Debatte im Parlament wurde das Gesetz gegen den Sklavenhandel („Slave Trade Act“) am 24. Februar 1807 um vier Uhr morgens mit einer unerwarteten und überwältigenden Mehrheit von 283 zu 16 Stimmen angenommen.[3] Einen Monat später, am 25. März 1807, trat das Gesetz in Kraft. Von da an war der afrikanische Sklavenhandel im britischen Machtbereich verboten und Sklavenhändler wurden den Piraten gleichgestellt. Der interne Sklavenhandel in den außerafrikanischen Kolonien blieb allerdings weiterhin erlaubt. Die Vereinigten Staaten beschlossen ein entsprechendes Gesetz (Act Prohibiting Importation of Slaves); es trat aufgrund einer Festlegung in der amerikanischen Verfassung, die den Sklavenhandel bis 1808 garantierte, am 1. Januar 1808 in Kraft.

 

Wilberforce richtete nun seine Bemühungen darauf, dieses Verbot auch in den übrigen westlich dominierten Gebieten durchzusetzen. Auf seine Veranlassung hin brachte Lord Castlereagh die Angelegenheit auf dem Wiener Kongress zur Sprache. Nach dem Abschluss der Verträge, in denen sich Frankreich, Spanien und Portugal zum Verbot des Sklavenhandels verpflichteten, setzte er sich für die Überwachung des Beschlusses ein.

 

Nach Abschaffung des Sklavenhandels engagierte er sich für die Beseitigung der Sklaverei überhaupt. Schon 1816 stellte er im Parlament einen Antrag auf Verringerung der Sklaven im britischen Westindien, und als die Regierung seit 1823 die völlige Emanzipation vorbereitete, entfaltete er großen Eifer und führte mit Thomas Buxton an seiner Seite im Unterhaus heftige Debatten.

 

Seit 1825 lebte er aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Er starb am 29. Juli 1833 in Chelsea, drei Tage, nachdem die Sklaverei in Großbritannien abgeschafft worden war. Er wurde in der Westminster Abbey begraben.» (Wikipedia)

 

Ein weiteres Beispiel ist Christian Führer, der Pfarrer der Leipziger Nikolai-Kirche. Typisch für ihn war die Jeansjacke. Ich begegnete ihm kurz während eines Besuches in der DDR, unterwegs auf der Strasse mit einem Pfarrkollegen. Der Kollege erzählte mir von den Friedensgebeten, die damals schon seit einigen Jahren in der dieser Kirche im Rahmen seiner Arbeit als Jugendpfarrer durchgeführt wurden. Er wurde überwacht und Druck auf ihn ausgeübt, ergab sich aber nicht.

 

«Seit Frühjahr 1989 spitzte sich die Situation zu, Zufahrtsstraßen wurden kontrolliert, Verdächtige „zugeführt“. Am 26. Juni 1989 verlas Christian Führer im Friedensgebet „einen Protestbrief von 30 Personen an die chinesische Botschaft, um gegen die Exekutionen in China zu protestieren.“

 

Am 9. Oktober gab es ein großes Aufgebot von Angehörigen der NVA, Kampfgruppen der Arbeiterklasse, Polizei und Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit in Zivil. Man hatte etwa 1000 SED-Mitglieder in die Nikolaikirche beordert, von denen bereits gegen 14 Uhr etwa 600 das Kirchenschiff füllten. Ab Mittag wurde der „Appell“ zur Gewaltlosigkeit dreier subversiver Leipziger Gruppen (Arbeitsgruppe Menschenrechte, Arbeitskreis Gerechtigkeit Leipzig und der Arbeitsgruppe Umweltschutz) als illegal gedrucktes Flugblatt verteilt und nachmittags in den Kirchen der Innenstadt verlesen.[5] Kurz vor Schluss des Friedensgebetes in der Nikolaikirche, vor dem Segen des Bischofs, wurde ein „Aufruf“ des Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur, des Kabarettisten Bernd-Lutz Lange, des Theologen Peter Zimmermann und dreier Sekretäre der SED-Bezirksleitung (der so genannte „Aufruf der Leipziger Sechs“) verlesen, der ebenfalls zur Gewaltlosigkeit aufrief. Tatsächlich verlief die folgende Demonstration mit über 70.000 Teilnehmern (manche Quellen sprechen von bis zu 100.000) ohne jede Gewaltanwendung.» (Wikipedia)

 

Mehr zu ihm in einem eindrücklichen Talk von Ruedi Josuran im «Fenster für den Sonntag»:

 

https://www.youtube.com/watch?v=gbOXOTLXtpI

 

Diese nicht mehr zu stoppende Bewegung führt schliesslich am 9. November 1989 zum Fall der Berliner Mauer und damit auch der Beginn des Endes der Sowjetunion (was Putin heute bedauert und das russische Imperium wiederherstellen will).

 

 

Doch zurück zu Martin Luther King, der als bisher jüngster Mann den Friedensnobelpreis erhielt.

 

Auf der Homepage des schwedischen Komitees ist zu lesen:

 

«Martin Luther King, Jr. (15. Januar 1929 - 4. April 1968) wurde als Michael Luther King, Jr. geboren, ließ aber später seinen Namen in Martin ändern. Sein Großvater war von 1914 bis 1931 Pastor der Ebenezer Baptist Church in Atlanta; sein Vater war von da an bis heute im Amt, und von 1960 bis zu seinem Tod fungierte Martin Luther als Co-Pastor. Martin Luther besuchte in Georgia öffentliche Schulen mit Rassentrennung und schloss die High School im Alter von fünfzehn Jahren ab. 1948 erwarb er den Bachelor of Arts am Morehouse College, einer angesehenen Negerhochschule in Atlanta, an der bereits sein Vater und sein Großvater studiert hatten. Nach einem dreijährigen Theologiestudium am Crozer Theological Seminary in Pennsylvania, wo er zum Präsidenten einer überwiegend weißen Abschlussklasse gewählt wurde, erhielt er 1951 den B.D.-Abschluss. Mit einem in Crozer gewonnenen Stipendium schrieb er sich für ein Graduiertenstudium an der Boston University ein, das er 1953 abschloss und 1955 mit dem Doktortitel abschloss. In Boston lernte er Coretta Scott kennen und heiratete sie, eine junge Frau mit ungewöhnlichen intellektuellen und künstlerischen Fähigkeiten. Zwei Söhne und zwei Töchter wurden in die Familie geboren.

 

Im Jahr 1954 wurde Martin Luther King Pastor der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery, Alabama. King, der sich schon immer für die Bürgerrechte seiner Rasse eingesetzt hatte, war zu diesem Zeitpunkt bereits Mitglied des Exekutivausschusses der National Association for the Advancement of Colored People, der führenden Organisation dieser Art in den USA. Anfang Dezember 1955 war er dann bereit, die Führung der ersten großen gewaltfreien Demonstration der Neger in den Vereinigten Staaten zu übernehmen, des Busboykotts, den Gunnar Jahn in seiner Laudatio auf den Preisträger beschrieb. Der Boykott dauerte 382 Tage. Am 21. Dezember 1956, nachdem der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Gesetze, die die Rassentrennung in Bussen vorschrieben, für verfassungswidrig erklärt hatte, fuhren Neger und Weiße gleichberechtigt in den Bussen. Während dieser Tage des Boykotts wurde King verhaftet, sein Haus wurde bombardiert, er wurde persönlich beschimpft, aber gleichzeitig entwickelte er sich zu einem Negerführer ersten Ranges.

 

Im Jahr 1957 wurde er zum Präsidenten der Southern Christian Leadership Conference gewählt, einer Organisation, die gegründet wurde, um der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung eine neue Führung zu geben. Die Ideale für diese Organisation entnahm er dem Christentum, die operativen Techniken Gandhi. In den elf Jahren zwischen 1957 und 1968 reiste King über sechs Millionen Meilen weit und hielt über 2500 Reden, trat überall dort auf, wo es Ungerechtigkeit, Proteste und Aktionen gab, und schrieb in dieser Zeit fünf Bücher und zahlreiche Artikel. In diesen Jahren führte er einen massiven Protest in Birmingham, Alabama, an, der die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich zog und eine - wie er es nannte - "Koalition des Gewissens" schuf, die ihn zu seinem "Brief aus dem Gefängnis von Birmingham" inspirierte, einem Manifest der Negerrevolution; er plante die Aktionen in Alabama für die Registrierung der Neger als Wähler; er leitete den friedlichen Marsch auf Washington, D.C., Er führte den friedlichen Marsch von 250.000 Menschen nach Washington, D.C., vor denen er seine Rede "Ich habe einen Traum" hielt, er beriet sich mit Präsident John F. Kennedy und machte Wahlkampf für Präsident Lyndon B. Johnson; er wurde mehr als zwanzigmal verhaftet und mindestens viermal tätlich angegriffen; er erhielt fünf Ehrendoktorwürden; er wurde 1963 vom Time-Magazin zum Mann des Jahres ernannt; und er wurde nicht nur zum symbolischen Führer der amerikanischen Schwarzen, sondern auch zu einer Weltfigur.

 

Mit fünfunddreißig Jahren war Martin Luther King Jr. der jüngste Mann, der den Friedensnobelpreis erhalten hat. Als er von seiner Wahl erfuhr, kündigte er an, das Preisgeld in Höhe von 54.123 Dollar für die Förderung der Bürgerrechtsbewegung zu verwenden.

 

Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon seines Motelzimmers in Memphis, Tennessee, ermordet, wo er einen Protestmarsch in Solidarität mit den streikenden Müllarbeitern der Stadt anführen sollte.»

 

Was in diesem Text fehlt, ist die tiefe Verankerung seines Engagements im biblischen Glauben, die sich auch in seiner wichtigsten Rede zeigt. Am Schluss sagt er die berühmten Worte:

 


«Meine Freunde, ich sage euch heute: Obwohl die Schwierigkeiten von heute und morgen vor uns stehen, habe ich noch einen Traum.

 

ES IST EIN TRAUM, der tief verwurzelt ist im Traum Amerikas, dass sich  diese Nation eines Tages erheben wird und die wahre Bedeutung seines Credos lebt: "Wir betrachten es als offensichtliche Wahrheit, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden."

ICH HABE EINEN TRAUM, dass eines Tages die Söhne von früheren Sklaven und die Söhne von früheren Sklavenhaltern auf den Red Hills von Georgia im Stande sind, sich gemeinsam am Tisch der Brüderlichkeit niederzusetzen.

 

ICH HABE EINEN TRAUM, dass eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und in der Hitze der Unterdrückung schmort, sich zu einer Oase der Freiheit und Gerechtigkeit wandelt.

 

ICH HABE EINEN TRAUM, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Hautfarbe, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.

ICH HABE EINEN TRAUM! Ich habe einen Traum, dass eines Tages unten in Alabama - mit seinen brutalen Rassisten, mit einem Gouverneur, aus dessen Mund nur Widerstand und Ungültigmachung kommen - dass eines Tages in Alabama kleine schwarze Mädchen und Jungen, kleinen weißen Mädchen und Jungen die Hände reichen als Schwestern und Brüder.

ICH HABE EINEN TRAUM. Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel erniedrigt wird. Dass die rauhen Orte eben werden und die gewundenen Orte wieder gerade, und die Herrlichkeit des Herrn soll offenbahrt werden und alles Menschgewordene im Fleisch soll es sehen. Dies ist unsere Hoffnung.

 

Dies ist der Glaube, mit dem ich in den Süden zurückgehen werde. Mit diesem Glauben werden wir den Berg der Verzweiflung behauen, einen Stein der Hoffnung. Mit diesem Glauben werden wir gemeinsam arbeiten können, gemeinsam beten können, gemeinsam kämpfen können, gemeinsam in das Gefängnis gehen können, um gemeinsam einen Stand für Freiheit mit dem Wissen zu machen, dass wir eines Tages frei sein werden.»

 

Über seinen Glauben sagt Pfarrer Flemming in der «Memorial Church in Harvest (Ausschnitt):

 

«Die Religion von Martin Luther King Jr.

 

Eine Religion, die opferbereit ist, eine Religion, die versucht, die heilige Würde aller Menschen freizulegen. 

 

Ich möchte zwei kleine Kontrapunkte für unseren Schwerpunkt heute Morgen setzen, einen aus dem ersten Buch Mose und den anderen aus Galater 3, wo es im 27. Vers des ersten Kapitels der Genesis heißt: "So schuf Gott den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie." Auch in Galater 3,28 heißt es: "Es gibt nicht mehr Jude oder Grieche. Da ist nicht mehr Sklave oder Freier. Da ist nicht mehr männlich oder weiblich, denn ihr seid alle eins in Christus Jesus."  

 

Ich stehe der Mission der weißen Evangelikalen diametral entgegen. Ich bin nicht, kann es nicht sein und werde auch nie in den mächtigen Schuhen weißer Evangelikaler laufen. In keinem atmenden, funktionierenden, existenziell mitbestimmten Universum werde ich mich jemals mit einer solchen Mission des weißen Evangelikalismus identifizieren. Und Gott weiß, dass ich es nicht wage, das Wort evangelikal und christlich in denselben Satz zu setzen.  Es ist, als ob sie ein und dasselbe wären, weil sie es nicht sind. Das, meine Freunde, nennen wir Blasphemie. Ich verstehe einfach nicht, wie man ein weißer Evangelikaler sein und sich Christ nennen kann.

 

Meine Verwendung des Wortes evangelikal beruht auf der kulturellen Perspektive, dass dies die Leute sind, die sich rühmen, nach den Lehren der christlichen Religion zu leben, bibelgläubige Fundamentalisten, Orthodoxe, Heilige Walzen, liebevoll bekannt als weiße Evangelikale.

 

Ein Teil der Weißen, der an die Religion über Jesus glaubt, aber nicht an die Religion von Jesus.  Der Grund, warum ich mich mit solchen Agenden nicht identifizieren kann, weil sie nicht das Evangelium von Jesus, dem Nasiräer, der den Armen als eine gute Nachricht bringt, die Gefangene befreit.

 

Oh ja, es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen dem Evangelikalen und dem wahren Nachfolger Jesu.

 

Das ist der Grund, warum ihre politischen Marionetten im Namen Gottes Hass verbreiten können. Und obwohl ich keinen gegnerischen Hass verkörpere, muss ich gestehen, dass das wahre Problem des weißen Evangelikalismus darin besteht, dass er es versäumt, sich der korrupten Gesellschaft zu stellen, die er bei der Gründung dieser Nation mit der Sklaverei geschaffen hat, und diese zu akzeptieren und zu bekämpfen. Das ist keine Demokratie, sondern das, was ich eine amerikanisch-religiöse Theokratie nenne. 

 

In 1. Mose 1,27 heißt es, dass Gott die Menschen schuf. Gott schuf sie. Ich würde behaupten, dass Genesis 1 kein Text ist, der die Praxis des Separatismus fördert. Sondern lediglich ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Gott sich mit uns vereint. Wenn Gott sich selbst mit uns verbindet, wenn Gott ganz wird. Denn im selben Abschnitt, als Gott ihnen den Atem, oder auf Hebräisch ruach, den Geist Gottes, einhauchte, vereinigte Gott sie mit der grundlegenden menschlichen Praxis des Atmens.  Oh ja, meine Brüder und Schwestern. Erlauben Sie mir, dies für Sie deutlich zu machen, so einfach ausgedrückt, lebendig zu sein, zu leben, zu funktionieren, zu existieren, Materie zu sein, sich zu qualifizieren, einfach Mensch zu sein oder auch nur zu sein, unabhängig von den Feinheiten, die uns in der Praxis unterscheiden. Niemand hat die Befugnis, unsere Heiligkeit zu misshandeln. Und warum?

 

Wir atmen. Und das ist ein Geschenk von Gott. Alle Menschen haben den gleichen Atem, den Gott ihnen einhauchte. Er hauchte ihn auch Ihnen und mir ein. Wir sind alle durch eine einzigartige Praxis des Ein- und Ausatmens des Geistes Gottes miteinander verbunden.

 

Tun Sie mir einen Gefallen. Atmen Sie auf mein Kommando drei Sekunden lang tief ein. Fertig? Los geht's. Eins, zwei, drei. Halten Sie ihn an. Ausatmen. Eins, zwei, drei.  Deshalb ist es wahr, wenn wir unsere Existenz unter dem Prinzip der eindeutigen Einheit verwirklichen, indem wir die heilige Würde eines jeden menschlichen Wesens erkennen.

 

Wenn wir uns unter der Weite vereinen, die Gott uns gegeben hat, wie es in der Genesis aufgezeichnet ist, durchdringen wir eine Hoffnung, die andere Möglichkeiten hervorbringt. Wenn wir miteinander atmen, wenn wir auf den Schlachtfeldern des Lebens stehen, beschwören wir Realitäten herauf, die wir nie zuvor gesehen haben. Und in Obdachlosigkeit, Armut und Ungerechtigkeit eine Liebe für alle Menschen, unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Glaube, Geschlecht, Sexualität und ethnischer Zugehörigkeit.

 

Eine Hoffnung auf eine Zukunft ohne Krieg und sinnloses Blutvergießen. Denn wenn wir es versäumen, Gott als Einheit, als Ganzes, als Gestalt, als Eins zu sehen, dann haben wir verpasst, was Gott wirklich ist.

 

So lasst nun alles, was Atem hat, mit Liebe und Mitgefühl füreinander atmen. Lasst alles, was Atem hat, wie der Psalmist sagen würde, atmen. Lasst alles, was Atem hat, atmen, bis verarmte Gemeinschaften gleichen Schutz und gleiche Chancen vor dem Gesetz erhalten.

 

Lasst alles, was Atem hat, atmen, bis wir Wunder, Zeichen und Wunder der Heilung, Wiedergutmachung und Wiederherstellung der Welt sehen, die Gott am Anfang geschaffen hat.  Und wenn wir an den Ort des Feierns kommen, lasst alles, was Weite hat, Gott die Ehre und den Ruhm geben, der fähig ist, alles zu übertreffen, was wir jemals bitten oder denken können.

 

Meine Brüder und Schwestern. Dies ist nicht die Zeit, in der Gott durch unseren Stolz getrennt wird. Es ist vielmehr an der Zeit, dass Gott durch unsere menschliche Erfahrung geeint wird. Vereint durch die Schöpfung, die Gott am Anfang gemacht hat. Der Brief an die Galater gibt uns den chronologischen Beweis, dass der Gott, der uns am Anfang geschaffen hat, nur auf das Werk Jesu hofft, um uns am Ende zu vereinen. 

 

Dort heißt es: "Es gibt nicht mehr Jude oder Grieche. Es gibt nicht mehr Sklave und nicht mehr Freier. Es gibt nicht mehr Mann und Frau. Ihr seid allesamt eins in Christus Jesus." Bevor die Schöpfungen männlich und weiblich waren, waren sie eins. Bevor sie Jude und Heide, schwarz und weiß, ethnisch und uneins waren, waren sie eins. Bevor Gott seinen Fuß von der Ewigkeit in die Zeit setzte, um sich in den Menschen einzuverleiben, war Gott eins.

 

Aber ein Leben nach dem Prinzip der Trennung ist der Atemstillstand des menschlichen Daseins. Wenn wir aufgehört haben, gemeinsam zu atmen, haben wir den Geist Gottes aufgegeben.

 

Und während ich meine abschließenden Gedanken äußere, weiß ich wieder einmal, was Sie sagen wollen. Ich kann Sie laut und deutlich hören. Diese Predigt hatte nicht viel mit Martin Luther King Jr. zu tun. Aber ich möchte Sie daran erinnern, dass diese Predigt nicht den Titel Religion über Martin Luther King Jr. trägt, sondern vielmehr die Religion von Martin Luther King Jr.

 

Um Sie also zu beruhigen, wenn es ein Zitat gäbe, das ich vorlesen könnte, um die Religion von King in seinen eigenen Worten zu erahnen, zitiere ich seine Worte, die an eine Schar weißer Evangelikaler geschrieben wurden und in einem der größten Briefe zu finden sind, die je geschrieben wurden. Sein Brief aus dem Birmingham-Gefängnis. Was er darüber hinaus sagt: "Ich bin mir der Verflechtung aller Gemeinschaften und Staaten bewusst. Ich kann nicht untätig in Atlanta sitzen und mich nicht darum kümmern, was in Birmingham geschieht. Ungerechtigkeit irgendwo ist eine Bedrohung für die Gerechtigkeit überall. Wir sind in einem unausweichlichen Netz der Gegenseitigkeit gefangen, das in einem einzigen Schicksalsgewand gebunden ist.

 

Martin Luther King war ein Theologe, er war ein Gelehrter. Im Gegensatz zu mir ließ er nicht zu, dass das, was er an jemandem missverstand, ihn davon abhielt, den Gott in ihm zu sehen, den Atem in ihm zu hören, sein Aufbrausen zu spüren, auch nicht bei den weißen Evangelikalen, denen er schrieb.

 

Er wusste all die richtigen Dinge zu sagen und wie man effektiv kommuniziert. Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich weniger von dem beeindruckt bin, was er schrieb, als vielmehr von dem, was er tat. 

 

Ich werde ich Ihnen eine Geschichte über Bruder King erzählen, die mein Gewissen völlig beeinflusst hat, eine intime Geschichte von meinem geliebten Dekan Carter, die er einmal in Morehouse erzählte, als ich noch Student war.

 

Eines Tages, als King eine öffentliche Lobby betrat, stand dort ein weißer Herr, der von Wut und Abscheu über Kings Anwesenheit erfüllt war. Zu diesem Zeitpunkt war King zu politischer Prominenz aufgestiegen, was einige seiner weißen Kommilitonen in den 1960er Jahren verärgerte. Und bei der Gelegenheit, sich zu blamieren, ging der Herr auf Bruder King zu und fragte: "Sind Sie Martin Luther King?" Bruder King antwortete respektvoll: "Ja, das bin ich." Und in der Absicht, ihn öffentlich zu demütigen, schüttete der weiße Herr einen Klumpen Speichel aus und spuckte Bruder King ins Gesicht.  Als ihm die Spucke die Nase herunterlief, griff King nach einem Taschentuch in seiner Tasche und wischte sich den Speichel aus dem Gesicht. Dann faltete er das Tuch zusammen, reichte die Serviette dem weißen Herrn und sagte friedlich: "Ich glaube, das gehört Ihnen." 

 

Über dem Christentum, über der Integration, über den Arbeiterrechten, über der Theologie, über allem, was über ihn geschrieben wurde, das ist die Religion von Martin Luther King, Jr.

 

Nicht sich von niemandem so weit herunterziehen zu lassen, dass man ihn hasst. Sondern immer die heilige Würde in ihnen zu ehren, auch wenn man dafür an einem Kreuz hängt, das von den Menschen gemacht wurde, die man retten will.  Ich glaube nicht, dass ich das begriffen habe. Und doch bin ich dadurch inspiriert und ermutigt worden. Danke, Bruder King, was für eine Religion das war.»

 

Bild:

Wikipedia

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