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Begegnung mit Myroslaw Marynowytsch

Begegnung mit Myroslaw Marynowytsch

 

Es war für mich ein sehr bewegender Tag gestern in Zürich. Nachdem ich viele Monate eine deutschsprachige Übersetzung der Memoiren «Das Universum hinter dem Stacheldraht» bearbeitet habe und einen Verlag suchte, der zur Publikation bereit war, kam es zu meiner ersten persönlichen Begegnung mit Myroslaw. Bisher geschah es nur per E-Mail. Ich war etwas aufgeregt, auch wegen meiner mangelhaften mündlichen Englisch-Kenntnisse.

 

Doch wir verstanden uns gut. Am Morgen verbrachte ich mit Myroslaw zwei Stunden und ich zeigte ihm auch die eindrücklichen Glasmalereien von Marc Chagall im Fraumünster. Die biblische Botschaft wird dort unerhört eindrücklich dargestellt.

 

Am Abend trafen wir uns zur Veranstaltung an der Universität Zürich. Die Professorin für osteuropäische Geschichte führte hilfreich in den historischen Kontext ein und stellte danach gute Fragen, die Myroslaw sorgfältig und eindrücklich beantwortete. Auch die Anwesenden, zumeist Studierende, stellten interessante Fragen. Der Hörsaal war gut gefüllt mit über 50 Leuten.

 

Sehr dankbar bin ich Stefan Kube, den Leiter des ökumenischen Forums für Religion und Gesellschaft in Ost und West. Er ging sofort ein auf meine Anfrage für eine Veranstaltung zum Erscheinen des Buches und bereitete sie mit Myroslaw in seiner Begegnung an einem Kongress in Lwiw vor. Wir konnten dann auch von seinen Beziehungen zum Bereich Osteuropa an der Uni Zürich profitieren – was für uns kostenlos war. Zudem ist er um Myroslaw besorgt, dass er jeweils am richtigen Ort ankommt und sich wohlfühlt. Myroslaw leidet an Knie- und Gehproblemen, auch auf einem Ohr hört er nicht mehr gut, sein Rücken schmerzt. Es sind wohl gesundheitliche Spätfolgen der Zeit im Straflager.

 

Mein grosses Anliegen ist, dass das Buch gelesen wird. Das ist nicht einfach. Einige meinen, es könnte ihnen nicht guttun, sie zu sehr berühren oder herunterziehen. Andere haben zu viel zum Lesen – oder meinen, dass das Buch zu wenig relevant für sie ist. Ich kann es verstehen.

 

Was das letzte betrifft, meine ich, dass uns das Buch hilft, tiefere Zusammenhänge zu erkennten, was geopolitisch gerade abgeht und das letztlich alles zusammenhängt. Wir sind zurück in einer Zeit des neuen "Kalten Krieges" – und sogar offenen damit verbundenen Kriegen. Es entsteht eine Trennung in zwei einander feindlich gesinnten Weltgemeinschaften. Die Welt der totalitären System, wo Menschenrechte wenig oder nichts bedeuten – und die Welt westlicher Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit und die Menschenrechte. Teilweise ist dieser Konflikt vom Westen mit verschuldet, wo wir uns überlegen wähnten oder zu naiv waren und meinten wir könnten einen Wandel durch Handel oder durch Gespräche einwirken - bis dann der Tisch von Putin so lange war, dass sich schon bildlich der unüberwindbare Abstand zeigte.

 

Wie wird wohl einmal die Geschichte unserer Zeit gesehen?

 

Ich gab Myroslaw ein Wort von Karl Barth weiter – dem Pfarrer in Safenwil und dem späteren Theologieprofessor zunächst in Bonn. Als er dort als Staatsangestellter einen Eid auf Hitler leisten sollte, verweigerte er sich und ging zurück in die Schweiz - nach Basel, wo er viele Jahre lehrte und sich auch freiwillig dem damaligen Hilfsdienst der Armee anschloss.

 

Er verfasste für die «bekennende Kirche» in Deutschland die «Barmer theologische Erklärung», wo unter anderem den Antisemitismus als falsche Lehre bezeichnete und ebenso die ganze weitere Ideologie des totalitären System der Nazi. Die «bekennenden Christen», zu der auch Dietrich Bonhoeffer gehörte, erkannten früh als kleine Minderheit unter den evangelischen deutschen Christen, was mit der Machtübernahme durch Hitler geschehen war, und wagten es, eindeutig Stellung zu beziehen. Damit waren sie alle gefährdet, manche starben sogar für ihre Überzeugung. Doch wo wäre diese Welt und die Christenheit ohne solche mutigen Frauen und Männer, die den Geist des Evangeliums leben - im vollen Bewusstsein der für sie möglichen Kosten.

 

Einer dieser Menschen ist auch Myroslaw Marynowytsch. Sein Buch fordert uns heraus, Klarheit im Blick auf die gegenwärtige Weltentwicklung zu gewinnen und sich zu dem zu bekennen, was Christus gelebt und uns gezeigt hat. Wer das Buch für sich oder andere bestellen möchte, kann es gerne bei mir tun:

 

Bücher/Karten/Shop - Blog Max Hartmann (max-hartmann.ch)

 

Sicher ist Myroslaw Marynowytsch ein Mensch mit einer ausserordentlichen Resilienz. Spannend ist, was er in einem meiner anderen Beiträge dazu sagt:

 

 

https://www.max-hartmann.ch/2023/05/20/%C3%BCberwindung-der-angst/

 

 

 

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