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Macht durch Fake News?

 Macht durch Fake News?

 

Wie ergeht es eigentlich den Menschen in der Ukraine? Diese Woche habe ich wieder einmal meinen Freund, den Ikonenmaler Danilo Movchan in Lemberg/Lviv gefragt. Er antwortet: "Es wird immer schwieriger, die Kraft und die Nerven zu finden."

 

Nach Beginn des Krieges hat Danylo fast jeden Tag ein Bild gemalt und damit auszudrücken versucht, was in ihm abgeht. Später begann er wieder Ikonen zu malen. Doch ab und zu zeichnet er erneut Aquarelle zum Krieg. Wir finden sie am Ende dieses Beitrags. Das Bild nebenan trägt den Titel "Gott und die Dunkelheit".

  

Das Bild sagt mehr als Tausend Worte. Ich friere, wenn ich mir vorstelle, was dahinter steht.

 

Vor einigen Tagen hat Putin wieder eine seiner Hetzreden gehalten: voller Lügen und Verdrehungen. Der Westen hätte das friedliebende Russland zum Krieg gezwungen. Der KGB-Mann zeigt sich einmal mehr als Meister der Fake-News. Und einige im Westen glauben ihm und behaupten, dass unsere Medien (als Mainstreammedien bezeichnet) die Wahrheit verbergen.

 

"Macht durch Fake News?" Diesen Titel trägt die Schlussarbeit unserer Tochter Lea. Sie ist 2018 erschienen. Sie entfaltete damals das Thema am Beispiel der Propaganda des Kremls im Blick auf die Ukraine. Die russische Kriegsvorbereitung lief schon seit Jahren, spätestens aber von da an, als sich die Ukraine nach dem "Euromaidan" Europa zuwandte. Desinformation (Lüge als Wahrheit verkleidet) wurde sehr bewusst angewandt und fand auch im Westen vor allem in aussen rechts orientierten Kreisen willkommene Aufnahme. Die entsprechenden Führungspersonen liessen sich gerne mit Putin ablichten. Russland wurde von ihnen als Vorbild im Vergleich zum dekadenten Westen betrachtet.

 

Der Begriff "Propaganda" geht auf das lateinische Wort "propagare" zurück, was sich mit "verbreiten", "ausdehnen" oder "fortpflanzen" übersetzen lässt. Die Anwendung lässt sich bis ins Jahr 1622 zurückverfolgen, als in Rom durch Papst Gregor die "congregatio de propaganda fide", die Kongregation für die Verbreitung des Glaubens, gegründet wurde.

 

Unter Propaganda wird der bewusste Versuch verstanden, eine bestimmte Zielgruppe zu beeinflussen oder zu manipulieren, wobei die Medien eine zentrale Rolle spielen. 

 

 

 

Was bedeutet das für uns Christen?

 

Haben wir ein Leitbild, was "Macht" bedeutet?

 

Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang deutlich. Die wahre Macht liegt allein bei Jesus Christus als unserem Herrn und damit auch das "A und O der Weltgeschichte": Der da ist, der da war und der da kommt.

 

Im Lobgesang von Maria, Lukas 1, ist von Mächtigen die Rede, die vom Thron stürzen. Es erinnert daran, wie viele Weltreiche kommen und gehen. Jeder absolute Machtanspruch ist dem Untergang geweiht, bringt aber auch unsägliches Leid.

 

Das Bewusstsein, dass menschliche Macht begrenzt ist, lädt uns Christen ein zur Gelassenheit. Nicht Angst, sondern Gottvertrauen soll uns im Blick auf das Geschehen in dieser Welt prägen.

 

Dennoch: Gottvertrauen ist anspruchsvoll. Das empfinde ich in diesen Tagen wieder enorm, wenn ich die Nachrichten aus der Ukraine verfolge, und an Leute denke, die ich dort etwas kennengelernt habe oder die ich als Geflüchtete kenne. Immer wieder lese ich: "Die Ukraine muss siegen." Wenn sie es nicht tut, wäre das nicht nur für die Ukraine fatal, es würde Russland zu weiteren Schritten einladen. Wer kommt als nächstes dran?

 

 

Mir hilft in aller Hilflosigkeit ein Gebet, das der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, formuliert hat:

 

Ewiger Gott,

 

vor Dich bringen wir an diesem Tag

unsere Fassungslosigkeit,

unsere Trauer und unseren Zorn.

Die diplomatischen Bemühungen,

auf die wir so gehofft hatten,

haben nicht zum Ziel geführt.

Die Sprache der brutalen Gewalt

gibt jetzt den Ton an.

 

Der Machthunger hat die Oberhand behalten

gegenüber der Vernunft.

Sei Du jetzt bei den Menschen in der Ukraine,

die durch die Gewalt der Waffen

in Not und Gefahr sind.

Lass sie spüren,

dass überall auf der Welt

Menschen für sie beten.

 

Sende Du Deinen Geist in die Herzen derer,

die verantwortlich sind für aggressive Gewalt.

Lass sie erkennen,

dass durch die Gewalt alle verlieren.

Öffne ihre Herzen,

dass sie sich anrühren lassen von dem Leid,

das ihre Gewalt verursacht.

 

Sei bei denen,

die jetzt politische Verantwortung tragen

und die richtigen Entscheidungen zu treffen haben.

Öffne Wege, der militärischen Gewalt

die Klarheit in der Verurteilung des Unrechts,

wirksame Gegenmaßnahmen

und eine Deeskalation der Gewalt entgegenzustellen.

 

In uns allen stärke das,

was die Basis unseres Lebens ist:

Stärke unseren Glauben.

Stärke unsere Hoffnung.

Stärke unsere Liebe.

Auf dich vertrauen wir – auch jetzt.

AMEN

 

PS: Nun also die neuen Bilder von Danylo Movchan. Lassen wir sie auf uns wirken und wählen wir eines aus, das uns besonders berührt - auch als Einladung zum Gebet. 

 

Hier die Titel der Bilder und einige Bemerkungen:

 

Weihnachtskrippe (die Ukraine feiert Weihnachten in einer Zeit, in der Satan zu herrschen scheint) - 

Erzengel Michael (auf der Seite der kämpfenden Ukrainer) - Russe foltert Ukrainerin - Russische Ikonostase (in jeder orthodoxen gibt es eine Bildwand, die zur Meditation und Verehrung einlädt: Putin hat mit seiner Ideologie der Überlegung der "russki mir" (russischen Welt) eine Ikonostase der Gewalt montiert - Exhumierung (unzählige Leichen wurden vom Feind anonym verscharrt und werden ausgegraben, identifiziert und würdig bestattet - Gott und die Dunkelheit - Attacke - Dreieinigkeit - Übertragung: Das Üble, das ihr getan habt, habt ihr mir (Christus und damit Gott) angetan - Vierstellig (damals, unter dem Kreuz auf Golgatah, waren vier Personen versammelt. Alle, die Unrecht leiden, sind eingeladen, ihre Fragen und Wunden IHM, dem Gekreuzigten, zu bringen)

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Kommentare: 2
  • #1

    Dijana Pranjic (Samstag, 26 Februar 2022 11:24)

    AMEN���♥️

  • #2

    Peter (Montag, 28 Februar 2022 08:57)

    Es ist unfassbar, was im 20igsten Jahrhundert durch machthungrige Menschen möglich ist. Wir können beten und hoffen, dass dieser Wahnsinn beendet wird auf eine Art, die uns Menschen zur Vernunft und zur Einigkeit bringt. Auf dass der von uns allen so sehnlichst erwartete Friede eintrete.